Freitag, 27. Juli 2012

Impulskontroll- und Aufmerksamkeitsübung: Das passive "Nein"

Beim aktiven "Nein" wird dem Hund ein bestimmtes Verhalten durch Worte oder Taten untersagt.
Im Gegensatz dazu wird beim passiven "Nein" ohne direkte Einwirkung auf den Hund eine Sache verwehrt.
Es ist also kein Schreien oder körperliche Maßregelung notwendig. Der Hund kommt mit seinem bisherigen Verhalten nicht zum Ziel. Ganz nützlich, weil man beim aktiven "Nein" immer schnell genug sein muss, damit der Hund nicht mit dem unerwünschten Verhalten zum Ziel kommt. Dadurch wird er zum Nachdenken angeregt. Sinn der Übung ist, dass beim Hund eine Umorientierung zum Menschen hin erfolgt. Zudem wird ein Streiten vermieden. Der Hund soll den Menschen bei einem Problem mit ins Boot holen und ihn sozusagen um Hilfe bitten, bzw. durch ein Anschauen fragen, ob er sein gewünschtes Verhalten auch durchführen darf. Zudem ist es eine gute Impulskontrollübung.
Das kann bei folgenden unerwünschten Verhaltensweisen bzw. Problemen nützlich sein:
- Unrat fressen
- Schussangst
- unerlaubtes Annehmen von Fressen von fremden Menschen
- unkontrolliertes Davonlaufen, zu Hunden, Menschen oder jagdlich bedingt
- Leinenaggression
- Angst vor Menschen  (und dadurch gezeigte Aggressionen oder Flucht)
u.a.

Im Folgenden wird eine Übung erläutert, wie das passive "Nein" geübt werden kann.

Eine Hilfsperson nimmt ein Leckerchen in die Hand und lässt den Hund an der geschlossenen Hand riechen. Die meisten Hunde fangen jetzt an, an der Hand zu stupsen, sie abzulecken, dran zu kratzen oder zu knabbern. Dieses Verhalten wird ignoriert. Sollte der Hund so heftig werden, dass es für den Helfer zu unangenehm wird, kann der Hund durch eine Leine begrenzt werden, dann kann sich der Helfer bei Bedarf so weit entfernen, dass der Hund nicht mehr an ihn ran kommt. Er kehrt zurück, sobald der Hund ruhigeres Verhalten zeigt. Der Besitzer hat vor dem Start der Übung ein paar Leckerchen schnell greifbar, z. B. in einer Futtertasche für den Gürtel, verstaut. Sobald sich der Hund seinem Besitzer zuwendet, wird er mit einem Stück Futter belohnt. Um den vielleicht anfangs sehr kurzen Augenblick im richtigem Moment zu erwischen, kann mit einem Markerwort ("Prima") oder dem Clicker gearbeitet werden. Und erst danach geht die Hand zu der Belohnung. Der Hund soll nämlich nicht die ganze Zeit auf die Hand des Besitzers starren, weil er dort ein Leckerchen wittert.
Falls der Hund über einen längeren Zeitraum nicht auf die Idee kommt, Kontakt zu seinem Besitzer aufzunehmen, kann zunächst der Moment, in dem der Hund von dem Helfer ablässt, belohnt werden. Nach ein paar Wiederholungen wird wieder abgewartet, ob er sich jetzt dem Besitzer zuwendet. Diese Methode wird Shaping genannt. Sie wird häufig beim Clickern angewandt. Sie formt das Verhalten bis zum Endziel wie man es bei einem Daumenkino sieht.
Sollte der Hund in ein Dauerkläffen übergehen, kann die Übung bei Bedarf komplett abgebrochen werden. Der Helfer verschwindet einfach mit dem Leckerchen aus dem Blickfeld des Hundes. Zu einem späteren Zeitpunkt wird die Übung neu gestartet. 
Die Aufgabe kann nach einer sicheren Umorientierung gesteigert werden. Nun wird die Hand des Helfers geöffnet, so dass das Leckerchen zu sehen ist. Sollte der Hund danach greifen, wird die Hand wieder geschlossen. Das Spiel wird ansonsten wie oben beschrieben durchgeführt. 
Eine Erweiterung der Übung kann das Kommando "Nimm" beinhalten. 
Das heisst, der Hund darf das Leckerchen aus der Hand des Helfers nehmen, nachdem er es ignoriert hat und den Blickkontakt zum Besitzer über einen längeren Zeitraum gehalten hat.
Um ein sicheres passives "Nein" aufzubauen, ist es nötig, dass die Übung mit verschiedenen Helfern durchgeführt wird, an unterschiedlichen Orten und unterschiedlichen Zeiten. Dadurch erzielt man eine Generalisierung (Verallgemeinerung), und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das Verhalten im normalen Alltag angeboten wird. Richtig gefestigt wird es dadurch, dass das Objekte der Begierde so verpacke ist, dass der Hund trotz Anstrengungen nicht dran kommt. Die Verpackung wird zur Steigerung immer geringer. Vorsichtshalber sollte dann aber zunächst der Hund durch eine Leine gesichert sein. Wenn also das erste Mal die blanke Fleischwurst auf dem Spazierweg liegt, muss verhindert werden können, dass er sie sich doch schnappt. Ansonsten wird er die nächsten Male wieder versuchen dran zu kommen. Bedenke: Anscheinden war die Übung schon zu schwer gestalten. Also lieber einen Gang zurück schalten.
Um so schwieriger die Übung wird, desto besser sollte die Belohnung sein, die er für's Ignorieren bekommt.

Grundsätzlich kann ich ein Anschauen immer dann passiv einfordern, bevor der Hund einen Wunsch erfüllt bekommt. Ob vor dem Ableinen bzw. nach dem Ableinen bevor er gehen darf, dem Fressen aus dem Napf, dem Hinterherlaufen von Gegenständen usw. Endlich mal kein Buhlen mehr um Aufmerksamkeit.

Meine Hündin zeigte das passive "Nein" mal auf einem Spaziergang bei einem Haufen Pferdeäpfel. Sie war im Freilauf und irgendwann fiel mir auf, dass sie nicht mehr in meiner Nähe war. Beim Umschauen sah ich sie 100m hinter mir, vor dem lecker duftenden Haufen. Sie starrte ihn an und wollte doch so gerne einen Happen nehmen. Sie hielt sich aber stattdessen zurück und freute sich irre, als ich zu ihr ging und sie eine dicke Belohnung von mir bekam. Was für eine Selbstbeherrschung!

Viel Spaß beim Trainieren wünscht 
www.Hundezentrum-MG.de
Daniela Schramm

Montag, 9. Juli 2012

Carnivor oder Omni-Canivor?

Immer mehr Menschen befassen sich nicht nur mit der Frage nach der richtigen Erziehung und Haltung von Hunden, sondern auch mit der richtigen Ernährung.
Ist ein Hund jetzt ein Carnivor, also ein reiner Fleischfresser oder ein Omni-Carnivor, ein Alles-Fleischfresser. 
Trockenfutter, Dosenfutter, selbstgekocht, Vegetarisch oder BARF. Die Palette ist groß.
Wildhundebeobachter berichten von Pizzahunden und Döner fressenden Caniden. Alle so wohlauf, wie es als Wildhund bzw. verwilderter Haushund nur sein kann.
Ich denke, dass hingegen die Rasse bei der Ernährung eine entscheidende Rolle spielt.
Ich kenne Weimaraner die ganze Quietsche Hühner komplett verschlingen. 
Doggen die den Putz von den Wänden fressen.
Berner Sennen, die getrocknete Maiskolben runterschlucken.
Riesenschnauer, die Plastik-Fernbedienungen bevorzugen.
Erde schmatzende Cavalier King Charles Spaniel.
Radiergummis mümmelnde Beagles.
Maisenknödel kauende Deutsch Drahthaar.
Die Krönung ist aber wohl der Glas fressende Labbie.
Also doch wohl eher Omni-Vore?
:-)